Ich kann dir nicht sagen, wie oft ich in den letzten 5 Jahren Sätze wie diese, gesagt und gedacht habe: Dieses Jahr läuft es! Jetzt bleibt auch Geld liegen! Jetzt läuft mein Business stabil! Ich kann mein Kopf mal wieder abschalten, werde Digital Detox machen, einfach nur die Seele baumeln lassen, das Leben genießen u.v.m..
Ende letzten Jahres ist das Fass übergelaufen. Dass mir jemand Mangelmindset vorwirft und eine wirklich haarsträubende Begründung dazu abliefert hat mir endgültig geholfen für mich Stellung zu beziehen. Ich bin für mich richtig, wie ich bin!
Heute kann ich mich von vielem abgrenzen und vor allem finde ich immer mehr meine Stimme und den Mut mich auch zu heiklen Themen zu Wort zu melden.
6-stellig - als Währung für Erfolg
Mein Feed überrollt mich mit Angeboten, die mir next Level versprechen. Früher war es 6-stellig im Jahr, heute 6-stellig mit einem Launch. Obwohl ich es besser weiß ist viel zu oft der Trigger angesprungen und ich habe überlegt, ist dieses Angebot DAS fehlende Puzzleteil für meinen Erfolg. Für meinen inneren Frieden, der tatsächlich auch etwas bzw. ziemlich viel mit Geld und meinem Kontostand zu tun hat.
Mangelmindset - Nicht in meiner Welt
In einem Gespräch mit einer potenziellen Kooperationspartnerin kam die nachvollziehbare Frage: Michaela, wie viel Geld willst DU verdienen. Ich habe mir einen Zettel und meinen Taschenrechner geschnappt und habe es überschlagen. Die Rechnung ist einfach. Meine privaten Lebenshaltungskosten, inkl. Rücklagenbildung fürs Alter und Lifestyle-Ausgaben PLUS Steuer PLUS ungefähre Kosten für meines Business. Das Ergebnis lag bei ca. 100.000 EUR Umsatz. Das sind weit unter 10.000 EUR, die ich derzeit für mich, als charmanten und gleichzeitig ambitionierten Monatsumsatz empfinde.
Die Antwort kam prompt: Michaela, du hast ein absolutes Mangelmindset! Als deutlichen Nachweis dieser These bekam ich eine Berechnung, die einen Laien erschrecken und glauben lassen mag: OMG ich lande auf jeden Fall unter der Brücke, wenn ich nicht mindestens 250.000 EUR Umsatz mache.
Ich so gedanklich: WHAT?!?!?!? Geht es noch! In welcher Welt leben wir!!!
Diese Milchmädchenrechnung hatte inhaltliche und handwerkliche Fehler, was die Logik und Berechnung angeht. Was ich aber als noch fataler empfunden habe, dass weder meine Lebenssituation berücksichtigt, noch mein Businesscase, in dem ich mich aktuell als Mensch, mit meinem Leben und meiner Vorstellung, wie ich arbeiten möchte, sehe. Hallo, ich bin fast 50 Jahre alt, ich habe tatsächlich schon Vermögen aufgebaut, wir haben schon ein abbezahltes Auto in der Garage, für das ich von manchen einen Shitstorm ernten würde. Ich habe schon einen Thermomix, einen großen Fernseher und soviel Schnickschnack, der Grund genug wäre hier nicht mehr ohne Umzugshelfer auszuziehen.
Ich träume nicht von einem großen Team, von einem Mio-Umsatz und dem dazugehörigen Apparat, um diese Maschinerie am Laufen zu halten. Ich habe lange genug mit Chefs und Kollegen gearbeitet. Sie nicht mehr zu haben, war ein Teil des Antriebs, warum ich heute selbstständig bin.
Ich möchte ein Leben, in dem ich lache, ich will Zeit mit meinen Männern verbringen, die Welt entdecken, lecker essen, gesund sein, im Frieden leben und ja ich will auch konsumieren und mir nicht bei jeder Anschaffung überlegen, ob oder wie ich sie mir leisten kann.
Ich möchte mich bei meiner Arbeit mit Menschen umgeben, die meine Werte teilen, denen ich auf Augenhöhe begegne, mit denen ich lache, wir einander unterstützen, die Ärmel hochkrempeln. Egal ob Kunden, Mastermindfreunde, Kooperationspartner. Und was diesen Aspekt betrifft, kann ich schon lange einen ganz fetten erledigt-Haken setzen.
Die Selbstständigkeit hat mich auf eine Wahnsinns Reise im Puncto Persönlichkeitsentwicklung geschickt. Heute ist der ´weg von´ Antrieb noch da, aber verbunden mit einem großen intrinsischen Antrieb, einem WARUM. Diese Mischung ist es, die mir die Flügel verleiht, die ich manchmal brauche, um meinen Weg zu gehen.
ACHTUNG - enthält toxische Ansätze!
Und da kommen wir zu den Punkten, welche die Selbstständigkeit an Herausforderungen für mich im Gepäck hat. Was mir zum Teil fehlt, was ich mir wünsche, um heute glücklich zu sein und eines Tages zufrieden auf mein Leben zurückblicke. Ich schreibe auch über einige Dinge, die mir negativ aufstoßen in unserer schönen Onlinebubble.
So war das nicht gedacht - geschweige denn gewollt
- Es war nicht so einfach Fuß zu fassen, wie ich es mir in meinem ersten Businessplan ausgemalt hatte.
- Dieses ´nicht so einfach´ heißt ein ständiges Verlassen der eigenen Komfortzone. Ja gut, das ist Teil der oben angesprochenen Persönlichkeitsentwicklung, für die ich sehr dankbar bin. Aber es ist auch anstrengend.
- Ich wollte mehr Zeit für mich und meine Familie. Die Realität sieht so aus, dass mir abschalten schwerfällt und das Handy und mein Laptop zu meinen ständigen Begleitern geworden sind. Ich liebe mein Business aber es fällt mir schwer mich auf gewöhnliche Alltagsmomente einzulassen. Wertvolle Lebenszeit und Zeit mit meinen Männern ist unwiederbringlich verloren.
- Statt in den ersten Jahre die gewünschten finanziellen Polster aufzubauen, habe ich sie dahinschmelzen sehen. Das war emotional anstrengend und wirkt sich auch auf die gewünschte Leichtigkeit in der Familie äußerst kontraproduktiv aus.
- Bin ich Socialmedia-/Handysüchtig? Der Grad zwischen ´ja´ und ich brauche die Geräte doch für mein Business und es macht mir doch Spaß, ist fließend. Ich fürchte, ich bin mit diesem Geständnis in guter Gesellschaft. Ist die Erkenntnis und das Aussprechen ein Schritt in die richtige Richtung? Ja - Let´s change this! Ich habe Ideen dazu, jetzt muss ich sie nur noch leben.
Die Lösung ist nur einen Klick weit entfernt
- Habe ich mir zu viele Kurse gekauft, die mein Budget belastet, meinen Gewinn reduziert und mich nicht weitergebracht haben? Wow! Wenn ich gewußt hätte, wieviel ich prozentual von meinem Geld in Fortbildung, Tools und Ads investiere. Ich hätte es aus meiner alten Angesgtellten-Brille nicht für möglich und wahrscheinlich auch für bekloppt gehalten. War viel Schrott dabei? Notwendig war manches nicht. Nein, so richtig bereut habe ich nichts. Mein maximales Einmal Invest war 3.500 EUR. Ich habe nie soviel in die Hand genommen, dass es mich im Worst-Case hätte ruinieren können.
- Manipulation im Kaufverhalten. Über die Jahre habe ich viele Salemechanismen gelernt. Ich fand es immer spannend zu beobachten, wie sie in meiner Bubble angewendet wurden. Und, wie auch ich mich habe beeinflussen lassen und den Kaufen-Button klicken. Was ich schlimm finde ist, wenn dieses Marketing auf Menschen trifft, die ihre ganze Hoffnung in den Kauf legen und Geld, viel Geld ausgeben, das sie nicht haben. Dafür haben sie, wenn das Invest in die Hose geht, ein echtes Problem mehr. An dieser Stelle kommt auch das Thema Affiliate mit ins Spiel. Ich möchte dafür appellieren, dass jeder, der hier aktiv wird, genau hinschaut, wen er über seine Empfehlung zum Kauf bewegt. Es gibt Menschen, für die sind wir als Affiliate das Zünglein an der Waage, ob es zur Bestellung kommt oder nicht. UND bitte denk daran, auch ein Programm, das qualitativ hochwertig und vom Preis-/Leistungsverhältnis stimmt, ist für manche, schon auf den ersten Blick ein Fehlkauf bzw. eine Investition, die mit hoher Wahrscheinlichkeit für Frustration und ein Loch in der Kasse sorgt.
- Und als Sahnehäubchen, Coaches, die gefühlt im Stundentakt Kunden manifestieren und gewinnen und dazwischen noch in ihren Insta-Stories die Welt erklären, wie einfach es ist reich zu werden, wenn du dich nur richtig anstellst und an dich glaubst.
- Ich habe überlegt, bin ich neidisch? Bewerte ich? Wo darf ich bei mir ansetzen, um ´richtig´ zu werden, um Kunden wie ein Magnet anzuziehen? Ich bin zu dem Schluss gekommen, der Trigger setzt da an, wo ich etwas als Hoffnungsmarketing identifiziere. Wo Wohlstand und Reichtum, immer mit dem Nachsatz gezeigt wird. "If I can do it you can do it." Oder bei Testimonials: "If she/he can do it - you can do it! "Natürlich ist vieles möglich! Natürlich hat Erfolg mit großem Willen, Fokus und etwas haben, das andere wollen zu tun. Das Grundrezept scheint also einfach... aber ist es das wirklich so oder bin ich zu blöd? Ich sag jetzt mal, nein, bin ich (und viele andere) nicht :).
- Spannende Frage, wie gehe ich zukünftig mit solchen Begegnungen um? Ich habe insbesondere im letzten Jahr gelernt, viele Aussagen zur Kenntnis zu nehmen, nicht oder nur wenig zu bewerten und nicht immer die Klammer zu mir zu suchen. Die Ansprache solcher Posts, ist an eine Community mit zig verschiedenen Menschen gerichtet, die alle ganz unterschiedlich sind. Viele Aussagen haben schlicht weg nichts mit mir zu tun. Wenn mich doch etwas triggert, darf ich hinschauen, wie wichtig ist mir der Punkt, welchen Punkt aktiviert er in mir und wie kann ich die negative Energie umleiten, in etwas was mir Freude bringt. Eine weitere Maßnahme ist aussortieren. Was/wer nicht gut tut fliegt raus aus dem Feed. Manchmal dauert der Abschied länger, aber ich habe schon einige gehen lassen und sie nicht vermisst.
The Bright-Side
Ich liebe meine Selbstständigkeit. Ich habe mich unglaublich in meiner Persönlichkeit und auch als Beraterin und Unternehmerin weiterentwickelt.
Im Laufe meines erwachsen werden uns sein habe ich mich viele Jahre, immer mehr in von außen vorgegebene Strukturen und Konventionen eingefügt. Durch die Selbstständigkeit, bin ich mutiger geworden, lauter geworden. Ich habe wieder angefangen, zu träumen und habe ein unglaubliches Durchhaltevermögen und eine positive Grundeinstellung, um mein Wunschleben zu leben.
Ich bin in meiner Selbstständigkeit auf wunderbare Menschen getroffen. Kunden, Netzwerkfreunde, Masterminder. Menschen, die mich inspirieren. Fremde, die teils zu Freunden und wertvollen Wegbegleitern geworden sind.
Ich habe meine Stimme, mein Thema gefunden und meinen Wunschkunden identifizieren können. Ich habe schon manches Mal eine Glücksträne im Auge gehabt, wenn mir Kunden ihre Wertschätzung durch ein Testimonial geschenkt haben. Ich bin stolz auf meine Tools, die ich über die Jahre entwickelt habe, die Art, wie ich meine Kunden begleite und ermutige ihren Weg zu gehen. Dankbar für das geschkenkte Vertrauen, dass ich sie dabei an die Hand nehmen darf.
Ich sehe in dieser Selbstständigkeit meinen Weg, der mich glücklich macht und erfüllt. Und dieses Jahr bin ich mir ganz sicher, wird auch die finanzielle Fülle ihren Weg zu mir finden.
Mein Resümee
Das Thema Onlinebusiness und das damit verbundene Lebensglück ist ein unendlich weites Feld. Mit viel Licht aber auch dunklen Seiten, die ich, die wir, im Auge behalten dürfen.
Dieser Artikel hat viel in mir hochgebracht, ich hätte noch so viel mehr schreiben und näher beleuchten können. Mach ich vielleicht mal mit einem Update 🙂
Da ist auch die wichtige Erkenntnis, dass ich mein Leben als großes Ganzes sehen darf, in dem so vieles eine Rolle spielt. Oft ist es nicht die eine Ursache, warum etwas läuft oder eben (noch) nicht läuft.
Es geht nicht darum mit dem Finger zu zeigen und Ausreden zu finden. Ich möche für mich die Puzzleteile zusammenfügen. Mir auch die Frage stellen, welche Rolle spielt der Rest vom Leben - wie ist der Kontext zum Business - wo wirkt sich beides aufeinander aus.
Am Ende des Tages geht es darum, dass ich Freude und Leichtigkeit für mein Leben empfinde und Freude und Leichtigkeit ins Leben anderer Menschen bringen möchte. Das Leben ist kein Spaziergang. Ich nehme es an, wie es ist und freu mich auf das was noch kommt und entsteht.
Ich liebe Supermärkte im Ausland
Falls du dich gefragt hast, was es mit meinen Foto zu diesem Blogartikel auf sich hat, möchte ich das gern noch aufklären. Die Aufnahme ist in einem meiner ehemaligen Lieblingssupermärkte in Dubai entstanden. Ich liebe es dort die Regalreihen zu erkunden. Anfang März waren wir das erste Mal seit 2014 wieder in meiner ehemaligen Wahlheimat. Die erste Nacht haben wir bei Freunden verbracht. Und mein Freund Alex hat mir die riesen Freude bereitet, dass ich schon 5 Minuten nach der Ankunft in ihrem Haus, mit ihm mein erstes Highlight - den Besuch im Supermarkt- erleben durfte. Für viele ist dieser Gang ein lästiges Übel - für mich ist das eine Form von Luxus.
Dieser Blogartikel ist auch im Rahmen der Blogparade von Technikelfe Sara Menzel-Berger entstanden.
Wie geht es dir in der Onlinebusinesswelt? Ich freu mich über deinen Kommentar.
Oh, du sprichst mir so aus der Seele, Michaela.
Danke für deinen wundervollen Beitrag!
Herzlichst,
Sara
Super Beitrag, stimme dir vollkommen zu und kann es so nachempfinden. 💗
Du sprichst mir mit so vielem aus dem Herzen, liebe Michaela. Selbständig zu sein ist eine solch intensive Reise zu sich selbst und wenn man vielleicht wüsste, was auf einen zukommt, würde man sie vielleicht nie antreten. Zum Glück weiss man es nicht 😂. Danke fürs Teilen dieses wunderbaren Blogs.
Aus einem Ackergaul kann man kein Rennpferd machen!
Als ich diesen Satz vor kurzem wieder hörte, entfaltete sich in mir ein wunderbares Gefühl.
Wir sind einzigartige und wundervolle Wesen. Individualität zeichnet uns aus und trotzdem fallen wir immer wieder auf den Satz – wenn ich es kann, kannst Du es auch – herein.
Danke liebe Michaela für Deine Ehrlichkeit.
Genieße die wertvolle Zeit mit Deinen Männern und zelebriere das Einkaufen in exotischen Supermärkten.
Umärmeli
Petra
Liebe Michaela, Du sprichst so viel Wahres an. Dein Artikel hat mich sehr bewegt. Ich habe mich in einigen Teilen wieder gefunden und musste manchmal auch schmunzeln. Die Erkenntnis, dass es offensichtlich nicht nur mir so geht, finde ich bombastisch. Danke für Deinen Mut und die Ehrlichkeit, darüber zu schreiben. Für mich ein Meilenstein!
Liebe Michaela, danke für Deinen Artikel. Du hast niedergeschrieben, was mir im letzten Jahr auch immer klarer geworden ist und was ich auch gelernt habe – was die vielen Coaching- und Trainingsangebote betrifft, das „Muss“ der sechsstelligen Umsätze ebenso wie die Persönlichkeitsentwicklung durch Selbstständigkeit. Darüber müsste viel offener geredet werden.
Yes! Mir sprichst du auch aus der Seele. Mein Traumhaus ist abbezahlt, meine Träume kann ich bezahlen, ohne beim höher, schneller, weiter mitspielen zu müssen. Also erzähl mir nicht, was ich brauche, um glücklich zu sein! Und auch bei den ausländischen Supermärkten teilen wir wohl ein Hobby.😉
Oh ja, das ist alles so wahr, was du schreibst. Ich bin ein vorsichtige Käuferin aber ich merke dass z.B. 1000 für einen Kurs ausgeben relativ wenig zu sein scheint, was in meinr offlibewelt sehr viel geld war. Mache ich aber auch nur noch, wenn es wirklich klickt und nochmal viel drüber nachdenken. Manchmal habe ich das Gefühl, dass einige wirklich auf dem Vulkan tanzen und sich einbilden, es kann immer so weitergehen und nur der Mindset fehlt, wenn es nicht klappt. Dem ist nicht so, es gibt einen Krieg, den niemand oder nur wenige erwartet haben, es gibt ein Klimachange von dem viel nichts wissen wollen, also es gibt Dinge von außen, die man nicht beeinflussen kann und da hilft der tollste Mindset nichts. Auf der anderen Seite habe ich auch gelernt, das Glas mehr halb voll zu sehen und einfach weiter zu machen und immer wieder was zu ändern, wenn es notwendig ist und mich nicht entmutigen zu lassen auch wenn meine Zahlen anders sind.
Vielen dank für den tollen Artikel
Liebe Michaela,
gerade habe ich deinen Artikel gelesen, um mich zu motivieren, meinen Artikel zu schreiben.
„Eigentlich“ brauche ich es nun nicht mehr. Du bringst so viele meiner Gedanken der letzten Jahre voll auf den Punkt!
Wieviel brauche ich wirklich! …Und ist die Zeit mit meinen Liebn (ohne Laptop und PC) nicht unbezahlbar?
Danke!
Sylvia